Hier werden künftig körperlich, kognitiv und seelisch beeinträchtigte Kinder und Jugendliche mit Altersgenossen ohne Beeinträchtigungen in einer inklusiven Einrichtung in Wohngruppen zusammenleben können.
Helle Räume, zwei große Wohnküchen, zwei gemütliche Wohnzimmer, ein Fitnessraum und die Einzelzimmer für die Kinder und Jugendlichen im Alter von zehn bis 21 Jahren: Das Leonhard-Wassner-Haus ist fertig für den Einzug der achtzehn jungen Menschen, die die beiden Wohn-gruppen im Haus in Kürze mit Leben füllen werden. Sie werden hier ihre Freizeit planen und den Alltag gemeinsam gestalten, Freunde einladen, lernen, spielen, gemeinsam kochen und essen und je nach Alter Pflichten im Haushalt übernehmen. Darüber hinaus stehen Verselbstständigungsappartements für vier junge Erwachsene bereit. Besucher_innen der Eröffnungsfeier konnten sich selbst ein Bild von den Räumlichkeiten machen, die schon fertig eingerichtet sind. Persönliche Gegenstände der Kinder und Jugendlichen fehlten allerdings noch, da der Umzug erst nach und nach innerhalb der ersten Juniwoche stattfindet. Viele der Gäste haben die Gele-genheit genutzt und waren einhellig von den modernen und hellen Räumlichkeiten beeindruckt.
Bereits vor sieben Jahren haben erste Planungen am Projekt begonnen. "Da waren wir noch ganz im Beginn und jetzt steht es da", fasste Stadtdekan Klaus Nebel zusammen. Richtig in Fahrt gekommen sind die Planungen allerdings erst nach dem Kauf der beiden Grundstücke neben der Kirche Maria Immaculata im Frühjahr 2019. Bei der Segnung des Leonhard-Wassner-Hauses im Rahmen der Eröffnung gibt der Stadtdekan den zukünftigen Bewohner_innen, den Betreuer_innen und allen Beteiligten auch einen Wunsch mit auf den Weg: "Jeder Mensch ist von Gott gewollt. Auf dass das Miteinander gelingen möge." Der zweite Bauab-schnitt des Projekts mit einer weiteren Wohngruppe für neun Kinder und Jugendliche wird voraussichtlich im Oktober dieses Jahres fertig gestellt.
Die Caritas Jugendhilfe gGmbH bietet bereits seit fast fünf Jahrzehnten jungen Menschen ein sicheres Zuhause, in dem sie ihren Alltag gestalten und sich zu selbstständigen Persönlichkeiten entwickeln können. "Für uns alle ist heute ein wichtiger Tag, da der Neubau, den wir einweihen, das Tor zum Zusammenleben Aller öffnet", erklärt Andreas Müller, Geschäftsführer der Caritas Jugendhilfe gGmbH in seiner Rede bei der offiziellen Eröffnungsfeier. "Wir freuen uns ganz besonders, dass es in unserem Leonhard-Wassner-Haus nun auch unter inklusiven Aspekten möglich ist, allen Kindern und Jugendlichen, unabhängig von den unterschiedlichen Herausforderungen, welche die jungen Menschen bewältigen müssen, ein Zuhause bieten zu können. Hierdurch eröffnen sich nicht nur neue Wege in der Unterbringung, sondern auch in der Förderung, die junge Menschen in ihrer Entwicklung unterstützt und ihnen den Weg ebnet, um Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. In der Jugendhilfe wurden schon immer junge Menschen mit sehr individuellen Herausforderungen begleitet und gefördert. Bei der Festschreibung der inklusiven Betreuung auch in der Jugendhilfe hat der Gesetzgeber aber nun Weichen gestellt, dass Barrieren umfänglich in der Gesellschaft abgebaut werden. Hierbei ist der Abbau von räumlichen Barrieren ein wesentlicher Teil, um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Alle zu ermöglichen. Barrierefreiheit ist allerdings deutlich mehr. Ebenso wie Gebäude ohne Barrieren zu bauen, brauchen wir unter anderem eine barrierefreie Sprache und barrierefreie Orientierungs- und Beteiligungsmöglichkeiten und vieles mehr. Vor allem aber bedarf es einer Grundhaltung, die Diversität als Normalität anerkennt."
Einen herzlichen Dank richtete er an alle Beteiligten am Projekt, an die Nachbarn, an das Amt für Soziale Arbeit und die Katholische Kirchengemeinde Sankt Rochus, von der die Grundstü-cke erworben wurden. Ein ganz besonderer Dank ging an die Stifterin, die anonym bleiben möchte, und deren Vater, Leonhard Wassner, Namensgeber des Hauses ist. Ebenso an die benachbarte Dyckerhoff GmbH, die die Einrichtung in diesem und im kommenden Jahr finanziell bei der Gestaltung des Außengeländes unterstützt. Die Spielgeräte werden gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen ausgesucht.
"Viel Kraft und Geduld", gab Sozialdezernent Christoph Manjura den Beteiligten mit auf den Weg. Als erstes inklusives Betreuungsangebot stehe die Einrichtung für die Anerkennung und Wertschätzung von Diversität.
Thomas Witt, Vorstand des Caritasverbands Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V., verwies auf die Schutzpatronin der Caritas, Elisabeth von Thüringen: "Wir müssen die Menschen froh machen ist einer der wenigen sicher von ihr überlieferten Sätze. Ich wünsche gutes Gelingen in diesem wunderbaren Projekt, von dem mir besonders der inklusive Ansatz gefällt. Die Kinder und Jugendlichen werden hier ein schönes Zuhause finden."