Das Frida-Kahlo-Haus, der Ort der Feierlichkeiten, ist in der Idsteiner Straße gelegen, und umgeben von viel grün. Am Vormittag befinden sich die Kinder und Jugendlichen, die hier leben, zwar in Schule und Ausbildung, aber unter anderem ein Sportplatz und der Klettergarten zeugen davon, dass hier normalerweise viel los ist. Hier und in anderen Einrichtungen der Caritas Jugendhilfe, die über die Stadt Wiesbaden verteilt sind, finden etwa 150 Kinder und Jugendliche Geborgenheit, Unterstützung und Sicherheit. Betreut werden sie von etwa 100 sozialpädagogischen Fachkräften.
Aus den letzten 50 Jahren seien viele Geschichten zu erzählen und den Mitarbeitenden in der Caritas Jugendhilfe viele Schicksale begegnet, erinnert Claudia Eichenberg, Pädagogische Leiterin in der Caritas Jugendhilfe. In dieser Zeit habe man vielen Kindern und Jugendlichen zur Seite gestanden und sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben oder zurück in die Familie begleitet. Und das mit viele Empathie, aber auch fachlicher Kompetenz. "Kinder und Jugendliche, die nicht in ihren Familien leben können, zu begleiten, ist etwas Besonderes", sagte auch Dr. Martin Mertes, Vorstand des Caritasverbands Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. "Die Jugendhilfe ist ein Musterbeispiel der Nächstenliebe."
Andreas Müller, Geschäftsführer der Caritas Jugendhilfe gGmbH, erinnerte an die Geschichte der Gesellschaft des Caritasverbands Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. Alles begann mit dem ersten Pachtvertrag am 01. Juli 1975 und unter dem Namen Jugendhilfeverbund Antoniusheim. Im Juli 2021 erfolgte die Umbenennung in Caritas Jugendhilfe gGmbH, um die Zugehörigkeit zum Caritasverband auch nach außen zu verdeutlichen und unter dem Motto "Wo Caritas draufsteht, ist auch Caritas drin." Er erinnerte an viele Herausforderungen, die nie Langeweile aufkommen ließen. Im Jahr 2015, während der Flüchtlingswelle, habe die Jugendhilfe als einziger Träger, der unbegleitete minderjährige Ausländer (umA) aufnahm, zeitweise einem Matratzenlager geglichen. Im Jahr 2016 wurden fast 200 umA’s von der Caritas Jugendhilfe betreut und deshalb neue Gebäude angemietet. Und als sich die Zahl der umA’s wieder verringert hat, da kam Corona. Nach einer Zeit des Zusammenrückens mussten in einer so von Nähe bestimmten Betreuungsform Wege gefunden werden, Abstand zu halten. Im Jahr 2022 ein weiterer Meilenstein: Die Caritas Jugendhilfe hat als erster Träger in Wiesbaden eine inklusive Einrichtung der Jugendhilfe in Wiesbaden-Amöneburg eröffnet. Hier leben seitdem körperlich, seelisch und kognitiv beeinträchtigte Kinder und Jugendliche mit Altersgenossen ohne Beeinträchtigungen zusammen. In absehbarer Zukunft stehen nun die Gestaltung des Außengeländes in Amöneburg sowie Sanierungsmaßnahmen in anderen Einrichtungen an. Langweilig wird es also wirklich nie.
In einem kurzen Film kamen außerdem aktuelle und ehemalige Mitarbeitende der Jugendhilfe zu Wort, schilderten ihre Begegnungen und Erfahrungen - und ihre Leidenschaft für ihren Beruf und die Kinder und Jugendlichen. Da wird um jeden einzelnen Jugendlichen gekämpft und man ist stolz auf das, was man erreichen kann. Es gehören auch genug amüsante Geschichten dazu, etwa wenn statt Kindern plötzlich Wildschweine auf dem Gelände stehen.
Von den Kindern und Jugendlichen kommt auch einiges zurück. Drei ehemalige Bewohner und zwei aktuelle Bewohner_innen bekamen ebenfalls die Gelegenheit ihre Sicht auf die Jugendhilfe zu schildern. Es ist die Rede von Freundschaften, die entstehen, von Lagerfeuern, Fußballturnieren, Schwimmbadbesuchen und vielen Möglichkeiten, sich zu entfalten. Gleichzeitig aber auch von der Notwendigkeit, mehr Selbstvertrauen zu entwickeln und selbstständiger zu werden. Belegt werden die Aussagen durch musikalische Beiträge am Klavier, der Gitarre und einem Rapvideo von einer Bewohnerin und zwei ehemaligen Bewohnern sowie die Kunstausstellung von Thusjantan Manoharan, der als Geflüchteter in die Jugendhilfe gekommen war und dort bis 2008 gelebt hat. Inzwischen studiert er an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main.
Schließlich lieferte ein Vortrag von Rainer Orban zum Thema "Jugendhilfe neu denken" auch Ansatzpunkte zur Diskussion. Und zum Abschluss durfte das leibliche Wohl zusammen mit guten Unterhaltungen natürlich nicht zu kurz kommen. Am Nachmittag und Abend war dann auch noch Programm für die Kinder und Jugendlichen mit Clown für die Jüngeren und DJane für die Älteren - sie stehen schließlich im Mittelpunkt der Arbeit.